Freitag, 22. April 2011

[Konzert] Laternen-Joe

Am 21.04. machten Jack, Julia und Jealousy Laterne auf der dritten Station ihrer aktuellen Tour als Laternen Joe im Grazer Orpheum halt. Bereits am Einlass konnte man an unzähligen ärzte-Shirts erkennen, dass es wohl nicht viele Fans gegeben hatte, die mit der „Band die seit den 70er Jahren in vollen Hallen gespielt hatte“ nichts anfangen konnten.

Nach einem sehr stressfreien und entspannten Einlass und dem obligatorischen Besuch am (sehr aufgeräumten) T-Shirt Stand ging es auch schon direkt in den Innenraum, wo es sich einige Fans bereits am Boden gemütlich gemacht hatten.

Pünktlich um 20:00 wurde dann das Licht im Saal gelöscht und eine offensichtlich von einem Kleinkind eingesungene Version von „Ich gehe mit meiner Laterne“ bildete das Intro. Kurz darauf fiel auch der Vorhang, und zum Vorschein kamen drei wildfremde Herren, die mit dem Laternen-Joe Song „Keine Fackeln“ losrockten. Den Wenigen, die sich bei diesem Anblick noch gewundert haben, dürfte dann auch aufgefallen sein, dass das Mikrofon des Gitarristen sehr hoch eingestellt war – hoch genug, um einem altbekannten Musiker dahinter Platz zu bieten. Tatsächlich übernahmen noch während des ersten Liedes Jack, Julia und Jealousy ihre Instrumente.

Nach zwei weiteren Songs von Laternen-Joe („Parlez-vous Laterne?“ und „Hymne wider Willen“) folgte direkt „Junge“ und bereits hier zeigte sich die glänzende und vor allem ironische Laune der drei Herren an diesem Abend. Während der, von größeren Touren bekannten „Wall Of Death“-Pause mitten im Song animierte Jealousy-Farin das Publikum zu mehreren La Olas und quittierte das mit einem Blick auf die imaginäre Armbanduhr – immerhin galt es, die Zeit möglichst schnell herunterzubringen.

Nach diesem vierten Lied folgte dann aber die Begrüßung. Jealousy, von Julia noch Farin genannt, verbesserte diesen mit dem Hinweis, dass es sich wohl um einen Sprachfehler handelte, der ihn dazu zwang, statt Jealousy Farin zu sagen. Nachdem man sich auf Jealousy-Farin geeinigt hatte, gestand dieser, dass es ihm bei Julia-Bela ähnlich ginge – wer Jack ist, braucht man dann wohl nicht mehr zu erwähnen. Als die Klärung der Namensgebung absolviert war, folgte noch die Vorstellung der Band als Laternen Joe aus Massachusetts (aus Massachusetts!) und schon war es wieder Zeit für Musik.

„Punkbabies“, „Hey Huh (in Scheiben)“, „Außerirdische“ und „Die Wiking-Jugend hat mein Mädchen entführt“ folgten ohne große Ansagen, doch als Jealousy-Farin vor dem nächsten Song, „Rebell“ seine Gitarre wechseln musste, begannen Jack und Julia mit einer Improvisation, die mit einer Kurzdarbietung des Phil Collins Songs „In The Air Tonight“ endete. Anscheinend war es seit dem legendären Auftritt am Montreux Jazz-Festival 2009 auch zur Gewohnheit geworden, vor „Rebell“ ein paar Schweinereien einzubauen, und als Jealousy-Farin dann meinte, dass ihnen das Konzert nun entglitten sei und sie es am „Schwanz“ packen müssten, erläuterten Jealousy und Julia ausgiebig, wie sie den Nachmittag in Graz verbracht hätten, indem sie die kurzen Röcke der sommerlich gekleideten Grazerinnen beobachtet hatten und dabei aufgrund ihres Alters für die Eltern von Farin und Bela gehalten worden waren.

Es folgten dann tatsächlich noch „Rebell“, „Omaboy“ und „Dein Vampyr“ und als Laternen-Joe danach „Vollmilch“ anstimmen wollten, schallten auf einmal „Anneliese“-Rufe aus dem Publikum, was die Band veranlasste, die Musik von „Vollmilch“ mit dem Text von „Anneliese Schmidt“ zu verbinden. Julia-Bela erkannte danach gleich, dass man nun einen Song weniger spielen würde, da man ja jetzt zwei auf einmal gespielt hätte – eine weitere Anspielung auf die Konzertdauer beim Auftaktkonzert – was ihm ein Händeschütteln von Jealousy-Farin und viel Gelächter aus dem Publikum einbrachte. Über „Kein Problem“, „A-Moll“, „Liebe und Schmerz“ (mit einer „kleinen“ Veränderung von Jealousy-Farin zu Beginn), „Am Ende meines Körpers“, „Die traurige Ballade von Susi Spakowski“, „Opfer“, „Lied vom Scheitern“, „Unrockbar“ (währenddessen sich der gesamte Innenraum beeindruckenderweise ohne Aufforderung hinsetzte – so sehr haben uns Laternen-Joe in ihrer Vergangenheit schon geprägt) und „No Future – Ohne neue Haarfrisur“ führte der Weg zum Ende des Hauptsets, dass wieder von Anspielungen auf das Konzert in Zwickau geprägt war. Die Band kündigte an, jetzt wirklich gehen zu wollen und sagte, man müsse doch nur die Besucher des ersten Konzertes fragen, es sei kein Scherz. Doch am schmunzelnd gemurmelten „Sitzstreik“ von Julia-Bela merkte man, dass der Abend noch kein Ende gefunden hatte.

Und tatsächlich betraten die Drei kurz darauf wieder die Bühne, Jealousy und Jack hatten die Seiten gewechselt, es folgten die Songs „Laternencharge“ und „Friedenspanzer“, nach dem erneuten Seitenwechsel eine kurze „Wir machen uns zum Horst“-Interpretation, und mit „Uns geht’s prima“ und „Deine Schuld“ endete der erste Zugabenblock.

Nach weiten Forderungen einer Konzertfortsetzung gab es als zweiten Zugabenblock noch „Himmelblau“, „Geh mit mir“ und „Schrei nach Liebe“, danach fassten sich Jack, Julia und Jealousy an den Händen, verneigten sich vor dem Publikum und Jack sagte die goldenen Worte: „Ey du Blödmann, du hast die falsche Seite aufgelegt.“

Unterm Strich war das knapp zwei Stunden dauernde Konzert ein wunderschönes Erlebnis, alleine weil man die gute Laune der drei Hauptdarsteller des Abends sehen und spüren konnte – sie griff auch auf das Publikum über. Schade, dass es so schnell vorbei war und hoffentlich kommt bald mehr.

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