Samstag, 18. Februar 2012

Dear Esther

"Liebe Esther!" So beginnt ein Spiel. Ein Film. Ein Gedicht. Kunst. Nachdem die wunderbaren, sphärischen Klaviertöne des Soundtracks das erste Mal erklingen, steht in der Genreleiste "Filmmusik". Wie passend.

"Dear Esther" ist eigentlich ein Computerspiel. Zumindest hat es die Grafik eines Computerspiels, man kauft es wie ein Computerspiel. Doch es ist viel weniger als das - und eigentlich mehr. In Computerspielen kann man laufen. In Dear Esther nicht. In Computerspielen kann man springen. In Dear Esther nicht. In Computerspielen trifft man Gegner und Verbündete. In Dear Esther nicht.

In Dear Esther ist man auf einer Insel. Allein. Man weiß nicht wer man ist. Man weiß nicht, wo man ist. Seltsame weiße Zeichnung zieren die Felsen. In der Ferne blinkt ein Sendeturm. Das einzige Zeichen einer modernen Zivilisation. Man findet verfallene Hütten. Kerzen. Papierschiffe, aus Briefen gefaltet.

"Dear Esther", so beginnt der Protagonist seine Erzählung. Wer er ist, man weiß es nicht. Man weiß nicht einmal, ob er lebt. Man weiß, dass Esther wahrscheinlich tot ist. Man weiß, dass sie vielleicht die Frau des Erzählers war. Aber was ist passiert? Und warum?

Eigentlich wird man alleine gelassen, alleine auf dem Weg über die Insel, auf dem Weg zum einzigen Ziel in der Nacht, dem blinkenden Mast in der Ferne. Warum ist er das Ziel?


Am Gipfel eines Berges sieht man eine Silhouette, wenn man den Gipfel erreicht, ist nichts mehr da.

"Dear Esther" ist kein Spiel, denn es ist nicht interaktiv. "Dear Esther" ist kein Film, denn es hat keine offensichtliche Handlung. "Dear Esther" ist vielleicht einfach nur ein bildgewordener "Stream of Conciousness". Eine Reise in das Unterbewusstsein. Eine Reise, die sich für geduldige und neugierige Menschen lohnt.

Eine Reise, die berührt, obwohl man am Ende soviel wie vorher weiß. Nichts. Nichts genaues über Esther.

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